Wie schnell der "UFO-Glaube" ins Absurde führen kann am Beispiel der Sekte FIAT LUX


1999 veröffentlichte ich nach langen, intensiven Recherchen zusammen mit Roland M. Horn das sehr umfangreiche Buch "UFO-Sekten" bei Moewig. Dennoch habe ich seit dem weiterhin die UFO-Sekten immer in Auge und verfolge dessen Treiben und tun. Lange Rede - kurzer Sinn: Die Sekte FIAT LUX aus der Schweiz ist dabei in der Öffentlichkeit einst nicht richtig interpretiert worden. Bis heute steht sie in einschlägigen Seken-Lexikons usw. als "Neuoffenbarungs-Sekte" gelistet. Das ist wohl zutreffen. Doch ignoriert wurde ihr intensiver und pseudoreligiöser UFO-Glaube.


FIAT LUX glaubte an einen Weltuntergang, bei dem jedoch die Gläubigen von Aliens in Millionen UFOs in das All gerettet werden. Eine Szenerie, die von einer anderen UFO-Sekte stark abkopiert wurde. Dennoch war die Sekte FIAT LUX einst vor allem durch den Verkauf zweifelhafter "Heilmittel", Steuerhinterziehung, angeblichen Jesus-Kontakten und dem albernen Auftreten ihrer Sektenführerin Uriella (bürgerlich: Erika Bertschinger-Eicke) in den Medien (siehe hier).

Hier zwei Beispielfilme (Youtube beinhaltet einige):




Der UFO-Glaube der Sekte wird bis heute eher als "Neben-Glaube" angesehen. Dennoch belegte ich 1999 im besagten Buch das genauer Gegenteil. Die Welt, so verbreitete die Sekte, wird 1998 bis 1999 unter gehen. Inklusive 180-Grad-Polsprung, neuer Menschheit, dritter Weltkrieg, Asteroideneinschlag usw. usf. Passiert ist nichts und auch die Aliens evakuierten die Menschheit nicht. Auch die Russen würden, so stand es in der sekteninternen Zeitschrift "Der heiße Draht" (Nr. 76/77, 1998, S. 13.f), in Europa einfallen. Kernkraftwerke explodieren, Städte und Kernkraftwerke im Ozean versinken, Fluten kämen, vier Milliarden Menschen werden sterben usw. Icordo, der Mann von Uriella, schrieb mir am 3. September 1998 zu den kommenden Ereignissen:

Bis Ende August 1998 konnten Sie bereits vieles in den Massenmedien hören, sehen oder lesen."

Und weiter schrieb er mir, dass sei nicht gut "den Ort schon jetzt öffentlich bekannt zu geben, an dem sich die Katastrophe ereignen wird. (...) Atomkraftwerke unter dem Meer gibt es u. a. in der Nordsee vor Holland, im Pazifik bei Kalifornien usw."

Am 30. August 1998 hat angeblich Jesus Christus seiner Sprecherin Uriella dann mitgeteilt, dass der Weltuntergang verschoben wird. Doch rund 700 Fans von Uriella bereiteten sich damals darauf vor, den "Weltuntergang" mit all seinen erschreckenden Begleitphänomenen zu überstehen. In Österreich, Deutschland und der Schweiz erwarten sie die Katastrophen. Im geistigen Sekten-Zentrum in Ibach (Schweiz) haben 300 FIAT LUX-Fans Decken, Wasser, Feldbetten und Nahrung bereitgestellt, um eventuelle Flüchtlinge aufzunehmen. So erklärt es Icordo am 4. August 1998. Mit dabei hatten sie natürlich auch all die "Heilmittel" mit denen Uriella ihr Geld machte und sie immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt brachte. Legendär ist dabei ihr selber gemixtes Wunderwasser aus der Badewanne. Dank Internet ist die Produktion des Zauberwassers hier zu sehen

Die Evakuierung der Menschen folgt einem exaktem Plan, den die Sekte 1998 in ihrer Publikation auf vier einfach Punkte zusammenraffte:

Rettung eines Drittels der Menschheit nach den drei dunkeln tagen kurz vor dem Kippen der Erdachse.
Evakuierung durch runde, unbemannte Miniatur-Flugraumkapseln, die für sechs Personen Platz bieten.
Ca. dreiwöchiger Aufenthalt auf den Mutterraumschiffen, während dem eine wundersame Schwingungserhöhung des Zellplasmas als Vorbereitung auf das ,Goldene Zeitalter‘ geschieht.
Rückkehr auf den transformierten Planeten, namens ,Amora‘
.“

Meine Recherchen haben 1998 gezeigt, dass das (hier extrem kurz gefasste) Thema UFO-Evakuierung in das All offensichtlich von einer anderen UFO-Sekte übernommen wurde, die bis heute aktiv ist. Die in dem Buch "UFO-Sekten" damals ein eigenes Kapitel bekam.
Die Santiner des Ashtar-Command um den "Alien" Ashtar Sheran ("Kommandant von 10 Millionen Raumschiffen"...) sprechen davon, dass sie in den Zeiten der Wandlungen, dem ein "Goldenen Zeitalter" folgen soll, in „Miniaturraumschiffe für 4 bis 6 Personen, die als Zubringer für die Mutterschiffe dienen“ gebracht werden. In den UFO-Mutterschiffen werden auch die Ashtar-Gläubigen irgendwie "verändert", um auf der neuen. paradiesischen Erde leben zu können. Es folgt ein Reich des Liebe und des Friedens. Ähnlichkeiten lassen sich zwischen FIAT LUX und dem blonen Alien-Schönling Ashtar Sheran auch dahingehend erkennen, dass beide neureligiösen Gruppen von dem Aufsteigen Atlantis sprechen. Nach FIAT LUX sollen nach dem Polsprung zehn Kontinente existieren. Doch Ähnlichkeiten auch hier: Das Ashtar-Command spricht von einem Kreuz aus UFOs, das am Himmel zu sehen sein wird. Und Uriella in einer Botschaft vom 26. Januar 1980 sagte:

Die Mutterraumschiffe werden im All ein großes Kreuz bilden."

Oder am 7. November 1981:

"Nur in der allerletzten Phase des jetzigen Äons wird es [das Kreuz, LAF] Tag und Nacht als strahlendes Kreuz in einer Riesengröße sichtbar sein."

Und tatsächlich scheint FIAT LUX ein Art Splittergruppe des Ashtar-Command zu sein (bzw. dessen Ideen übernommen haben), denn wir erfahren in einer Nachricht vom 9. August 1992: "Diese Sternenbewohner, die auch als Santiner bezeichnet werden können [...]". Nach meiner Ansicht könnte es demnach sein, dass Uriella einst auch in Berührung mit den Lehren des Ashtar-Command kam, und diese schließlich auch in ihre Weltanschauung einflossen. ("Der Heiße Draht", Nr. 76/77, 1998, S. 35ff.) Und die kostenlose Ashtar-Broschüre "Aufruf an die Erdbewohner" (inzwischen frei als PDF im Internet) zeigt ebenso Parallelen.

Uriella verscherbelte Wundermittel, die auch gegen Krebs und Aids und alles mögliche Helfen sollen. Wie etwa ihr Wunderwasser aus dem Film oben. Fast unbeachtet ging 2009 dann eine neuerliche Meldung der Sekte durch einige Medien. Die Chefin Uriella liege im Sterben, hieß es darin. Der Krebs sei schuld. Es geht mit der gesamten Sekte zu Ende. Dennoch kommuniziere die Chefin angeblich noch immer mit Jesus. In ihren Botschaften kritisiert sie wie immer die Welt und die Mächtigen der Erde. Aber auch ihre Mitglieder, die zu 90 Prozent nicht mehr ihren Lehren folgen würden, wie es in einer Botschaft vom 20. März 2009 hieß. Icordo indes hält treu die Stellung. Obwohl bereits 2007 die Sekte nur noch geschätzte 300 Anhänger hatte. Aktuell, so berichtet es damals die Schweizer Zeitung "Blick" am 24. April 2009, sind es keine 100 Mitglieder mehr, die Uriella die Treue halten.

In Scharen würden die Sekten-Jünger Fiat Lux den Rücken kehren, nachdem die Krebserkrankung von Uriella bekannt wurde. Ganz sicher auch deshalb, da Uriella ja eigentlich für jede Krankheit ein Wundermittel habe. Die Anhänger würden auch nicht mehr für sie beten wollen, wie am 23. April die Schweitzer Zeitung "20Minuten" online berichtete. Kurz darauf wurde auch bekannt, dass die UFO-Sekte ihren Tempel in Egg bei Zürich verkauft haben. Dort, wo Uriella Jahrzehnte Botschaften von Jesus empfangen haben will.

Und Aus ...