ARTIKEL: Erich von Däniken und die Prä-Astronautik - Die Geschichte einer Weltbewegung



Februar 1968: Ein junger Schweizer mit dem wohlklingenden Namen Erich von Däniken veröffentlicht nach einer Odyssee durch Duzende von Deutschen Verlagen im Düsseldorfer ECON-Verlag sein kleines Büchlein Erinnerungen an die Zukunft mit einer Startauflage von 6000 Exemplaren. Der Herausgeber ließ Vorsicht walten. Doch schon im Dezember 1968 wurden rund 120000 Bücher in etwa zehn Neuauflagen nachgedruckt, und 1970 waren 30 Auflagen mit über 600000 Bücher längst überschritten...Ein "Kult war geboren", der Kult der "Prä-Astronautik" - der "Ancient Aliens". Doch wie kam es dazu?

von Lars A. Fischinger
(unveränderter Artikel von 1999 aus dem Magazin "Unknown Reality"!)

Bis heute folgen von Erinnerungen an die Zukunft Neuauflagen, Clubausgaben, Taschenbuchversionen etc. regelmäßig. Ein wahrlicher Bestseller war geboren, und von Däniken füllte den Markt bisher mit über 20 Büchern, unzähligen Neuauflagen und fast 60 Millionen verkauften Exemplaren weltweit.[1] Von Däniken ist ein Erfolgsautor!

Im Jahre 1968 behauptete der Schweizer in seinem doch recht mager erscheinenden Erstlingswerk, dass die Erde vor Jahrtausenden weltweit von Außerirdischen besucht wurde. Er stellte die These auf, die Götter und all die anderen Gestalten menschlichen Religionsgeistes seien in Wahrheit nichts anderes gewesen, als technische Aliens, die in Raumschiffen zur Erde kamen. Mythen, religiöse Texte und sakrale Bauten scheinbar unerklärlicher Herkunft und Inhalte waren für von Däniken Indizien für seine Annahme. Da Erich von Däniken in seinen Bücher einen schon als "fordernd" zu bezeichnenden, sehr einfachen Schreibstil verwendet, schlugen seine Ideen wie eine Bombe in der Öffentlichkeit ein. Nicht nur der ECON-Verlag und er selber waren über den Erfolg erstaunt, sondern auch die Medien - Erich von Däniken wurde ein gefragter Gast im Fernsehen und am Radio.

Bis heute zerrt man von Däniken gerne vor die Kameras der Fernsehanstalten, und unterlegt seine dort vorgetragenen Aussagen und Argumente gerne mit der Einblendung "Erich von Däniken, UFOloge" oder ähnlich. Doch tatsächlich hat es sich bei der gesamten Idee der Paläo-SETI, der Suche nach außerirdischer Intelligenz in der Vorzeit, etwas anders. Denn mit der UFOlogie hat das Thema eigentlich nicht allzuviel gemein. Auch wenn Erich von Däniken schon vor seinem Buch Erinnerungenan die Zukunft in Zeitungen und Magazinen Artikel und Aufsätze veröffentlichte, in denen er seine Thesen darlegte, so ist Erich von Däniken sicher nicht der erste und zu der Zeit in den 60ger und 70ger Jahren einzige Autor des Gebietes gewesen. Schon der "Kult-Phänomene-Autor" Charles Fort (gest. 3. Mai 1932), der vor allem durch sein Buch The Book of the Dammed[2] im Jahre 1919 Berühmtheit erlangte, vertrat die Meinung, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass die Erde von Wesen aus dem All besucht wird. Fort warf seinen Mitmenschen, vor allen jenen, die sich der Wissenschaft angehörig fühlten, in seinen Büchern vor, die seien "blind" gegenüber den wahren Tatsachen der Welt des Unerklärlichen. Genau so verfasst auch Erich von Däniken seine Bücher, denn auch er wirft der Wissenschaft (zurecht) vor, die Idee der Prä-Astronautik mehr oder minder zu ignorieren.


Erich von Däniken in den 60gern
In den 60ger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es eine Reihe von Autoren, die die Idee verfolgten, die Menschen seien einstmals von Außerirdischen - den "Götter" - besucht worden. Vor allem der Franzose Robert Charroux ist hier zu nennen, der eine ganze Reihe, ebenfalls bis heute erhältlicher, Bücher verfasste. Auch Charroux vertrat in seinem 1965 erscheinenden Buch Le Livre des Secrets Trahis (Paris), das heute unter dem Titel Verratene Geheimnisse[3] bekannt ist, und dem zahlreiche Bücher folgten, die Idee des Besuches von Außerirdischen auf der Erde. Die Bücher Verratene Geheimnisse und Phantastische Vergangenheit [4], das in Paris bereits 1963 erschien, von Charroux finden sich auch im Quellennachweis von von Dänikens erstem Buch wieder. Während Charroux in seinen Büchern oftmals zusammenhangslos Kuriosums und UFO-Geschichten präsentierte, versuchte von Däniken bis heute eine klare Linie einzuhalten. Doch (fast) alles, was bis heute der Paläo-SETI-Literatur als "groß" gefeiert wird, entstammt dieser Geburtsstunde der "Astronautengötter". So finden wir in den ersten Büchern von Charroux bereits jene Themen, die als Themen von Erich von Däniken gelten: Henoch und seine Reisen ins All, Pyramiden, die Bundeslade als technisches Gerät, vorzeitlicher Atomkrieg, die Karte des Piri Reis und natürlich Ezechiel und sein Raumfahrzeug.

Doch noch vor und auch während der Zeit Charroux gab es Autoren, die die Idee der Vorzeitraumfahrer formulierten. So etwa das Autorenduo Jacques Bergier und Louis Pauwels, vor allem bekannt durch ihr Buch Aufbruch ins dritte Jahrtausend [5], die in ihrem Buch Gurdjew der Magier [6] (1954) präastronautische Aspekte schildern. Und die übliche Art, Felsbilder als Astronautendarstellungen zu deuten, wurde von dem sowjetischen Forscher Modest Agrest bereist 1961 in einigen Artikeln benutzt, in denen er sich der Bilder der Sahara annahm, die als "Marsgott" bekannt sind. Agrest spekulierte auch, die aus Steinen von rund 1000 Tonnen Gewicht errichtete Tempelplattfom von Baalbeck, Libanon, sei eine Startrampe für Raumschiffe gewesen und Sodom und Gomorrah seien durch eine Atombombe vernichtet worden.

Der Franzose Charroux behauptet in seinen Veröffentlichungen energisch, dass die Götter, also die Aliens, vom Planeten Venus kamen. Überall auf der Welt sah er in Bildnissen und Mythen Venusianer, die einst die Götter auf Erden waren. Und hier liegt eine Verbindung zum UFO-Phänomen vor.

Die 50ger Jahre des letzten Jahrhunderts - vor allem das Jahr 1947 - sind die "Flegeljahre" der UFOs. Auch wenn, und dies soll an dieser Stelle nicht näher vertieft werden, auch vor und währen des II. Weltkrieges "unerklärliche Lichter" und "Phantomraketen" am Himmel gesehen wurden, so sind doch die klassischen fliegenden Untertassen eine Erfindung der 50ger. UFOlogen der Neuzeit haben unlängst eine richtige "Evolution" des Phänomens der UFOs nachgewiesen. So waren es erst die Scheiben am Himmel, dazu gesellten sich Landungen, Begegnungen mit Piloten, Kontakte mit Aliens, Abstürze, Entführungen, Kornkreise und in einem gewissen Grade auch die Paläo-SETI. Nur einige Zeit nach dem Bekanntwerden der ersten UFO-Meldungen (vor allem in den USA), betraten die ersten "Kontaktler" die Bühne des Unerklärlichen. Ihnen war eine ordinäre Sichtung eines UFOs zu wenig, sie gaben an, die Piloten der Scheiben haben sie persönlich angesprochen. Ja, sie seien gar mit den UFOs in das All geflogen und stünden in "medialen" sprich geistigen Kontakt mit den Wesen der Sterne. Eine Analyse dieser ersten Berichte[7] zeigt, dass schon die ersten Kontaktler die Idee vertraten, die Aliens seien schon "ewig" auf Erden. Viele sprachen auch davon, so etwa und vor allem der Prophet George Adamski, dass die Kosmischen von der "Schwester der Erde", der Venus, kommen. Eine heute irrwitzig anmutende Idee.


Robert Charroux
Adamski, eindeutig der Welt der UFOs zuzuordnen und der sich später gar Professor nennen ließ, schrieb bereits 1953 in seinem mit Desmond Leslie geschriebenen noch heute erhältlichen Klassiker Flying Soucers have landed von den Vimaanas der indischen Veden und vom Bericht des Ezechiel, die er für UFOs hält. Diese Vimaanas und der Prophet Ezechiel wiederum finden sich auch in den ersten Büchern der Paläo-SETI wieder. Auch hat der UFO-Prophet Hunt Williamson bei einer Tournee 1958 durch Europa von den Linien auf der Ebene von Nazca, Peru, gesprochen, die er mit Aliens in Verbindung bringt. Und der UFOloge Dr. Jacques Vallee berichtete 1965 in seinem Buch Anatomy of a Penomenon [8], dass der UFO-Forscher Le Poer Trench 1959/60 in seinem Buch The Sky People davon schreibt, dass Trech der Ansicht ist, die Engel der Bibel waren in Wahrheit Außerirdische. Vor allem der Wiener Schriftsteller Peter Krassa hat diese Idee in seinem bis heute erhältlichen (erweiterten) Buch Gott kam von den Sternen [9] formuliert und diskutiert. Die Idee von Trenchs "biblischen Aliens" wurde 1962 von Paul Misraki übernommen, der sie dahingehend erweiterte, dass auch die Erscheinung der Mutter Gottes in Fatimá im Jahre 1917 in Wahrheit auf Außerirdische zurückzuführen sei. Tatsächlich gilt bis heute der verstorbene UFO-Forscher Dr. Johannes Fiebag als erster, der diese These über Fatimá vertrat.[10] Jedoch hat auch der berühmte UFOloge John A. Keel, der schon 1965 Ezechiel als UFO-Zeugen nennt[11], in seinem Buch Operation Trojan Horse [12] die Ereignisse von Fatimá in der UFO-Welt bekannt gemacht.

Der Schriftsteller Peter Kolosimo ist ebenfalls als einer der ersten zu nennen, die über die Paläo-SETI schrieben. Schatten auf den Sternen [13] (1966) Sie kamen von einem anderen Stern [14] (1968), Viel Dinge zwischen Himmel und Erde [15] (1969) oder Woher wir kommen [16] (1964) waren Titel aus seiner Feder. Auch Karl F. Kohlenberg widmete sich (später) umfangreich dieser Idee.[17]

Einer der fleißigsten Autoren der frühen Prä-Astronautik war der in Deutschland wenig bekannte Walter Raymond Drake, der bereits 1961 sein Buch Spaceman in antiquity (Sunderland) vorlegte. Dieser Arbeit folgten noch rund zehn weitere Bücher mit aussagekräftigen Titeln wie Gods or Spaceman?  [18], Gods and spacemen in the ancient east [19] oder auch Ancient secrets of mysterious America [20]. Bis 1980 legte Drake insgesamt fünf Titel aus seiner Reihe "Gods an spacemen" vor, die sich von Israel über Griechenland und Rom bis zum alten Wesen erstreckten. Raymond Drake ist trotz seiner zahlreichen Bücher ein eher unbekannter Paläo-SETI-Schriftsteller der "ersten Stunde". 

Die Zeit von den 70ger bis 80ger Jahren war die Sternstunde der Idee der Prä-Astronautik; auch Drake veröffentlichte damals jährlich ein Buch. Erich von Däniken schrieb seine erfolgreichsten Titel wie beispielsweise Beweise [21], Aussaat und Kosmos [22] oder auch Prophet der Vergangenheit [23] und in den USA sprach man von einer ausgebrochenen "Dänikitis". Diese Zeit war auch die Geburtsstunde der "Ancient Astronaut Society" (AAS), die 1973 durch G. M. Phillips gegründet wurde und heute "Forschungsgesellschaft für Archäologie, Astronautik und SETI" (A.A.S.) heißt und Tagungen und Reisen zu den Stätten der Götter in aller Welt organisiert. Seit 1988 erscheinen von der A.A.S. auch Sammelbände im Goldmann Verlag.

Auch Autoren wie der bekannte Schriftsteller Charles Berlitz, der vor allem durch seine Bücher The Bermuda Triangle (1974) und The Mysterie of Atlantis (1974) berühmt wurde und weltweit mit seinen zahlreichen Büchern Millionenauflagen erreichte, schwammen auf der Welle des öffentlichen Interesses an Themen des Unerklärlichen mit. Berlitz, ein Autor, der in einer Reihe seiner Bücher zusammenhangslos auch über die Paläo-SETI-Idee schreibt, kann jedoch nicht als Autor dieses Gebietes bezeichnet werden. Er schrieb über alles, was auch nur annähernd rätselhaft erscheint. Im Jahre 1972 [24] betrat auch der umstrittene Schriftsteller Johannes von Buttlar die Bühne der "Populärwissenschaft", der bis heute fast 30 Millionen Bücher weltweit verkaufte. Berühmt wurde damals auch Ernst von Kuhon, der den ersten Band zur These Erich von Dänikens herausgab, in dem Wissenschaftler über die Paläo-SETI diskutierten.[25]

Erich von Däniken hatte in dieser Zeit kaum mehr ein Privatleben. Er schrieb, reiste und hielt einen Vortrag nach den anderen in aller Welt. Im Jahre 1975 bekam Erich von Däniken in Bolivien den Ehrendoktortitel (Dr. h.c.) verliehen sowie die Ehrenbürgerschaft der peruanischen Stadt Ica. Ica wiederum ist fester Bestandteil der Paläo-SETI-Welt. Robert Charroux berichtete in seinem Buch L'énigme des Andes - Le Pistes de Nazca, La bibliothèque des Atlantes [26] voller Begeisterung von den Funden kleiner und großer Steine die angeblich in ihren Gravuren von einer Welt zeugen, in der Menschen und Saurier gemeinsam lebten. Auch von Däniken greift in seinem Buch Beweise dieses Thema auf, beweist aber eine wesentlich vorsichtigere Betrachtung der "Steine von Ica", wie man sie heute nennt. In der heutigen Welt der Prä-Astronautik spielen diese Objekte kaum mehr eine Rolle. Währen die meisten sich mit der Bezeichnung "etabliert" brüstenden Forscher die Gravuren der Steine immer als Fälschung ansahen, gewichten heute die Beweise für einen Schwindel mehr denn jeh. Auch wenn niemand echte Objekte abstreiten will, distanziert man sich doch von diesen Stücken. Jedoch hat bereits Erich von Däniken in Beweise geschrieben, dass es indianische Fälscher gibt.
 

Zecharia Sitchin
1973 erschien nach Erinnerungen an die Zukunft der erste unbestreitbare Klassiker der Paläo-SETI-Literatur. Der NASA-Ingenieur Josef F. Blumrich bestätigte in seinem Buch Da tat sich der Himmel auf [27] die Idee, dass der Prophet Ezechiel ein Raumschiff gesehen hat. Blumrich, der immer wieder angab, er habe mit seiner Arbeit eigentlich versucht, von Däniken zu widerlegen, da er unzweifelhaft Kenner von Raumfahrzeugen sei, rekonstruierte in seinem Buch das, was Ezechiel vor Jahrtausenden mutmaßlich gesehen hat. Schnell wurde diese Veröffentlichung, die ja die Spekulationen der anderen Autoren in wissenschaftlichem Licht erscheinen ließen, von anderen Schriftstellern übernommen.

Die Arbeit von Josef F. Blumrich ist bis heute Teil der Paläo-SETI-Welt. Ebenso ist über zehn Jahre nach Blumrichs Buch erscheinende Arbeit des Deutschen Ingenieurs Hans Herbert Beier Kronzeuge Ezechiel [28], in der Beier den "Tempel" des Propheten rekonstruiert und zu dem Ergebnis kommt, dieses Gebäude sein eine Wartungsbasis gewesen, kein Klassiker. Doch zu Blumrichs Arbeit sei gesagt, dass auch die UFO-Szene sein Buch gerne aufnahm. Besonders am Beispiel der UFO-Sekte RAEL-Bewegung ist dies zu erkennen. So veröffentlichte der Guru RAEL (Claude Vorilhon) im Jahre 1974 in Frankreich seine angeblich von Aliens diktierte Neuinterpretation der Bibel[29], die von präastronautischen Thesen nur so wimmelt. Auch Ezechiel wird umfangreich rezitiert. Die gesamte wirre Welt dieser UFO-Sekte baut auf der Paläo-SETI auf.[30]

Ein weiterer Klassiker erschien 1976 in Großbritannien: Das Sirius-Rätsel von Robert K. G. Temple [31]. Temple schildert in seinem umfassenden Buch die religiöse Welt eines afrikanischen Stammes, der Dogon, die vom Sirius-System berichten und dabei offenbar ein Wissen haben, das modernen Kenntnissen der Astronomie entspricht.
Die Dogon selber, so weiter, geben an, dieses Wissen sei von fremden Wesen übermittelt worden. Sprich, von Außerirdischen. Das bis heute viel beachtete Buch, dem kürzlich ein zweiter Band folgte[32], ist meiner Meinung nach der Klassiker schlechthin. Tatsächlich ist bis heute ungeklärt, woher die Dogon ihr Wissen haben, oder aber, ob sie überhaupt ein solches Wissen haben. All dies wurde ausgelöst durch den Bericht von zwei Völkerkundlern, die über Jahre hinweg bei dem Stamm in Mali lebten. In zahllosen Artikeln der letzten Jahre wurde ein Für und Wider gegeneinander abgewogen, wobei immer letzte Fragen blieben.

Drei Jahre später, 1979, erschien ein erneuter Meilenstein der Prä-Astronautik im Deutschen Moewig Verlag: Die Naturwissenschaftler George Sassoon und Rodney Dale beschreiben in ihrem umfangreichen Buch Die Manna Maschine, dass das Nahrungsmittel Manna, das die Hebräer beim Exodus 40 Jahre lang aßen, in Wahrheit eine künstliche Algennahrung war, die von einer atomgetriebenen Maschine hergestellt wurde. Herkunft: Außerirdisch. Schnell wurde diese Arbeit von anderen Autoren aufgegriffen und zitiert. "Es eröffnet sich eine ungeheuerliche Welt", schrieb Erich von Däniken im Vorwort zur Deutschen Ausgabe dieser Arbeit. Auch Die Manna Maschine gilt als Klassiker und ist noch heute zu bekommen.

Im gleichen Jahr erschien in Deutschland auch das bereist 1976[33] in den USA erscheinende Buch Der zwölfte Planet [34] von Zecharia Sitchin. Diesem Buch folgten eine ganze Reihe umfangreicher weiterer Bücher. In dem Klassiker Der zwölfte Planet stellt Sitchin mit umfangreichen Zitaten und eigenen Übersetzungen meopotamischer Texte die These auf, dass es in unserem Sonnensystem einen zusätzlichen Planeten gibt, dessen Bewohner den Menschen schufen und die Welt immer wieder besuchten. Bis zum heutigen Tag ist dieses heftigst umstrittene Buch und seine mehr als fünf Nachfolger fester Bestandteil der Prä-Astronautik.

Ebenso wie seine Bücher gilt Sitchin auch bei den Forschern und Lesern der Paläo-SETI als heftig umstritten. So wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die von ihm zitierten Texte gar nicht auffindbar sind bzw. seine Übersetzungen fern jeder Realität sind. Besonders der Kern seiner Idee, dass ein Planet von außerhalb des Sonnensystems in unser System eindrang, planetare Katastrophen und Zerstörungen auslöste, die Erde schuf und noch heute in einem 3600 Jahre dauernden, elliptischen Orbit um die Sonne kreist, gilt dabei als wissenschaftlicher Nonsens. Diese Thesen und Ideen, die Sitchin verbreitet, erinnern in starkem Maße an die Spekulationen des Autors Immanuel Velikovsky in seinem Bestseller Welten im Zusammenstoß aus den 50ger und 60ger Jahren. Auch habe neue, seriöse Forschungen aus dem bereist der Astronomie ergeben, dass die These, unser Sonnensystem könnte einen 10ten Planeten besitzen nicht ausgeschlossen werden kann.[35] Doch daraus kann man nicht auf Sitchins Spekulationen schließen.

Auch behauptet Sitchin, dass dieser Planet „Nibiru“ bewohnt sei! Dies ist in keinem Fall mit den neuesten Forschungsergebnissen der Astronomen zu vereinbaren. Zecharia Sitchin brüstet sich in seinen Büchern mit einem hoch spannenden Lebenslauf, und damit, dass er allerlei alte Sprache beherrsche. Auch Johannes von Buttlar, der selbst in der „Szene“ oft als „Märchenbaron“ verschrien wird, hat um seine Person einen spannenden Lebenslauf gesponnen, der darin gipfelte, dass er sich einen Doktortitel kaufte. Von Buttere konnte auch nachgewiesen werden, daß seine in seinen Büchern erwähnten Studien etc. nicht ganz der Wahrheit entsprechen.

Wie dem auch sei, an der Paläo-SETI an sich ändert das nichts.

Die Jahre um 1980 entwickelten sich zur Geburtsstunde der bekanntesten bzw. frühesten klassischen Autoren der Prä-Astronautik. Dr. Johannes Fiebag (damals noch ohne Dr.) veröffentlichte Rätsel der Menschheit [36], in dem er sehr umfangreich auch zur Kryptozoologie und UFOs schreibt, Walter-Jörg Langbein legte Astronautengötter [37] vor, und gab der Prä-Astronautik ein bis heute benutztes Synonym (der Begriff Paläo-SETI wurde von Dr. Fiebag etabliert), Peter Krassa, schon seit einigen Jahren als Autor aktiv, verfasst zusammen mit Reinhard Habeck den Klassiker Licht für den Pharao [38] und Johannes und Peter Fiebag gaben den Sammelband Aus den Tiefen des Alls [39] heraus. Ulrich Dopatka veröffentlichte sogar ein Lexikon der Prä-Astronautik [40] und Ernst Meckelburg begann mit Besucher aus der Zukunft [41] seine Karriere als Schriftsteller aus dem PSI- und UFO-Bereich, der aber auch präastronautische Themen anschneidet. Im damals im Bereich Prä-Astronautik sehr aktiven Moewig Verlag erschien 1979 der ersten Band der Ancient Astronaut Society mit einer Sammlung der Vorträge beim 6. Weltkonferenz der AAS in München[42] und im selben Jahr kam das oben genannten Buch Der zwölfte Planet von Zecharia Sitchin. 




Bis zum heutigen Tag folgten nach Erich von Dänikens erstem Buch hunderte Bücher und Tausende Artikel, Aufsätze und Berichte über die Paläo-SETI. Auch eine Fernsehserie (Auf den Spuren der Allmächtigen, Sat1) und mehrere Dokumentationen (Constantin Film und RTL) von und mit Erich von Däniken folgten. Ab ca. 1990 trat eine neue Generation von Autoren in Erscheinung. Hartwig Hausdorf, Andreas von Rétyi und Luc Bürgin sind einige von ihnen. Somit ist von Däniken fraglos der Gründer der Prä-Astronautik.

Was aber hat sich seit den Anfängen in den 60ger und 70ger Jahren getan? Da im Laufe der Jahrzehnte eine umfangreiche Palette an neuen Autoren und somit neuen Büchern kam, ist die Welt der Astronautengötter und vor allem ihren großen und kleinen Funde, Indizien, Interpretationen und Meinungen nicht mehr zu übersehen. Auch ich als „alter Hase“ (rund zehn Jahre sind es nun) vermag nicht jede Publikation zu kennen und jedes Indiz oder jede Spekulation zu kommentieren – sie ist mir unbekannt. Doch die Veröffentlichungen der Paläo-SETI lassen klar erkennen, dass auch heute noch Themen wie Henoch, Ezechiel, Nazca, Sirius-Rätsel/Dogon, Manna Maschine, indische Texte, Pyramiden etc. hoch im Kurs stehen. Gewiss, einen Vorwurf kann man den Autoren nicht machen, doch die Welt der Prä-Astronautik lebt von Neuem.

Tatsächlich ist es aber so, dass in Veröffentlichungen, in dem sich Bekanntes findet, auch Unbekanntes einreiht. So haben wir es in der Astronautengötter-Forschung eigentlich weit gebracht. Alte und falsche Thesen und Ideen werden – leider mehr ohne Aufsehen zu erregen – fallen gelassen und neue Arbeiten werden gerne zitiert. Besonders bei den Steinen von Ica zeigte sich dies. Doch den Beweis für Annahme der Vorzeitastronauten ist bei ca. 30 Jahren des Forschens und Publizierens immer noch nicht erbracht. In dem AAS-Band Neue Beweise der Prä-Astronautik sprach Erich von Däniken davon, dass er hofft, bis zum nächsten Treffen der AAS den unwiderlegbaren Beweis (eine Alien-Leiche) vorlegen zu können. Doch auch um diese angeblichen Leichen und andere angeblich außerirdische Mumien bzw. Körper ist es ruhig geworden. 


"Vimanas"
Auch das hoch interessante und für die Idee Paläo-SETI sprechende Thema der Flugwagen in indischen Texten religiöser Natur, die beispielsweise der Autor Lutz Gentes in seinem Buch Die Wirklichkeit der Götter [43] umfassend diskutierte, beweist gar nichts. Wohl aber hat sich, nachdem der indische Sanskritgelehrte Professor Dr. Dileep Kumar Kanjilal in seiner Veröffentlichung Vimana in ancient India [44] erstmals umfassender die religiösen Texte modern deutete, in den Jahren einiges an neuen und erstaunlichen Erkenntnissen ergeben. So sind einige Aussagen in den Schriften unwiderlegbar mit modernen oder zukünftigen Waffen und deren Anwendung und Auswirkung vergleichbar. Doch ob dies nun wirklich so war, daß tatsächlich in den uralten Texten „göttliche Waffen“ etc. beschrieben werden, weiß man nicht. Auch die Hochebene von Nazca hat sich in 30 Jahren nicht verändert, denn auch sie liegt heute noch genauso fragend in Peru wie sie es seit Jahrhunderten wenn nicht seit Jahrtausenden tut. Die Interpretation, dass hier einstmals Außerirdische landeten, ist bis heute nicht bewiesen und nicht widerlegt. Dazu sei am Rande erwähnt, dass Erich von Däniken nie behauptete, hier lägen die Reste eines UFO-Flughafens. Er sagte lediglich, dass hier Raumfahrzeuge gelandet sein könnte, dessen hinterlassene Spuren von den Ureinwohner kopiert wurden. Eine Art von Cargo-Kult. Aber ebenso wenig sind alle anderen Ideen der Paläo-SETI widerlegt. Niemand kann beweisen, dass Abraham, Henoch oder Elija nicht von Aliens ins All „entrückt“ wurden, dass die Hebräer nicht Manna aus einer Maschine speisten, dass Ezechiel Raumschiffe sah, dass die ungezählten Reliefs von Göttern Außerirdische zeigen oder auch, dass bestimmte Schilderungen von „fliegenden Wagen und Schilden am Himmel“, Feen, Zwergen und anderen Fabelwesen aus mittelalterlicher Zeit nicht auf das Einwirken außerirdischer Wesen hinweisen. Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren verstärkt die Paläo-SETI auch dem Mittelalter und der Welt der Sagen, Märchen und folkloristischen Mythen gewidmet. Hier finden sich Berichte, die Parallelen zum UFO-Phänomen belegen. Doch ob es sich folgerichtig auch um Außerirdische handelt, kann niemand beweisen. 

Prä-Astronautik ist Spekulation, und auch ihr Gründer Erich von Däniken nennt und nannte sich immer wieder „Sonntagsforscher“ und erhob nie Anspruch ein Wissenschaftler zu sein. Er stellte Fragen, die er der Wissenschaft „an den Kopf warf“ – und wirft, wie die anderen Autoren nach ihm.

Um die Paläo-SETI ist es in den letzten Jahren nicht ruhig geworden, sondern eher recht belebt, denn Erich von Däniken plante und baut nun auch den Park "Mysteries of the World" [45] im Berger Oberland nahe Interlaken in der Schweiz. Hier setzt sich, wie es kritische Stimmen gerne hinter vorgehaltener Hand munkeln, von Däniken ein Denkmal für die Ewigkeit, und fraglos wird sein Name wie kein zweiter mit dem Park verknüpft sein. Sobald die als Bildungspark bezeichnete Anlage im Herbst 2002 ihre Tore der Welt öffnet, wird es wahrscheinlich wieder einen „Boom“ in der präastronautischen Welt geben. Ich persönliche sehe dem Park mit Freude entgegen (und werbe auf meinem Auto dafür)! Doch mit Gewissheit kann schon jetzt gesagt werden, dass „MoW“ nicht eine einzige neue Erkenntnis bringen wird. Die Zukunft dieser Art der Vergangenheitsbewältigung liegt also darin, worin sie schon vor 20 Jahren lag: in dem kontinuierlichen veröffentlichen neuer, kleiner Indizien und Funde sowie der wiederkehrenden Neudiskussion scheinbar verstaubter Themen.





"Es muss nicht alles so sein, es kann auch ganz anders sein. Manche Rätsel sind Scheinrätsel, manche werden zu welchen gemacht, manche aber widerstehen ziemlich hartnäckig allzu glatten Erklärungsversuchen."
(Walter-Jörg Langbein, 1993)
 

[1] So kann man es anhand der mir vorliegenden, zahlreichen Bücher in unterschiedlichen Ausgaben aus verschiedenen Jahren rekonstruieren.
[2] Das Buch der Verdammten, Frankfurt am Main 1995
[3] München 1967
[4] München 1966
[5] München 1962
[6] München 1956
[7] Fischinger, Lars A.: & Horn, Roland M.: UFO-Sekten. Rastatt 1999
[8] Chicago 1965
[9] Freiburg 1974 (s. a.: Fischinger, Lars A.: Götter der Sterne. Weilersbach 1997)
[10] Fiebag, Johannes: Die geheime Botschaft von Fatima. Tübingen 1986
[11] Vallee, Jacques: Anatomy of a Penomenon. Chicago 1965
[12] Chicago 1968
[13] Wiesbaden 1971
[14] Wiesbaden 1969
[15] Wiesbaden 1970
[16] Wiesbaden 1972
[17] Kohlenberg, Karl F.: Enträtselte Vorzeit. Wien 1970
[18] Amherst 1964
[19] London 1968
[20] Amherst 1972
[21] Düsseldorf 1977
[22] Düsseldorf 1972 (in diesem Buch schreibt von Däniken über ein angeblich besichtigtest Höhlensystem in Südamerika, wobei heute als nachgewiesen gilt, dass von Däniken hier maßlos übertrieben hat)
[23] Düsseldorf 1979
[24] Buttler, Johannes von: Schneller als das Licht. Düsseldorf 1972
[25] Waren die Götter Astronauten? Düsseldorf 1970
[26] Paris 1974 (neu: Das Rätsel der Anden. Düsseldorf 1997)
[27] Düsseldorf 1973
[28] München 1985
[29] Le livre qui dit la verite (deutsch: Das Buch das die Wahrheit sagt. Wien 1985)
[30] Fischinger, Lars A. & Horn, Roland M.: UFO-Sekten. Rastatt 1999
[31] Frankfurt am Main 1977
[32] Temple, Robert K. G.: The Sirius Mysteriy. Rochester 1998
[33] The 12th planet. New York 1976
[34] Zug 1979
[35] Fischinger, Lars A.: Planet X - auf der Suche nach einem Mythos (Artikel unter www.alien.de/fischinger)
[36] Luxemburg 1982
[37] Luxemburg 1980
[38] Luxemburg 1982 (neu: Das Licht der Pharaonen. München 1992)
[39] Tübingen 1985
[40] Düsseldorf 1979 (neu: Lexikon der außerirdischen Phänomene. Bindlach 1992 & Die große Erich von Däniken Enzyklopädie. Düsseldorf 1997
[41] Bern 1980
[42] AAS (Hersg.): Neue Beweise der Prä-Astronautik. Düsseldorf 1979
[43] München 1996
[44] Calcutta, Indien, 1985 (deutsche Übersetzung als Kopie  im Umlauf / auch im genannten AAS-Band von 1979 berichtet der Gelehrte über diese Themen)
[45] www.worldmysteries.ch