Das "Wunder von Guadalupe" (Mexiko) von 1531: Interview mit Lars A. Fischinger zum Thema


Die aztekische Schrift Nican Mopohua (16. Jh.) berichtet von einem unglaublichen Ereignis, das sich im Dezember 1531 in Mexiko zugetragen hat. Damals kam der aztekischstämmige Juan Diego aus Tolpetlac am Hügel Tepeyac vorbei, der heute die Wallfahrtsstätte Guadalupe ist. Von der Kuppe her hörte er Musik und Gesang, und als sie verstummt waren, erklomm er den Hügel und sah sich einer bildschönen weiblichen Gestalt gegenüber. Der Beginn des "Wunders von Guadalupe". 

Hier ein Interview zum Thema von 2008 (mit der G.E.P. e.V.).



Ende letzten Jahres konnten Sie als geladener zur einer Audienz dem hl. Vater ein Exemplar ihres neuen Buches: „Nicht von Menschenhand - Das Wunder von Guadalupe" überreichen. Wie kam es zu diesem Ereignis und welche Bedeutung messen Sie dem zu?

In der Tat hat es mich sehr gefreut, dass der Vatikan Interesse an dem Buch und den Themen darin zeigte. Ich habe nach Erscheinen des Buches im September 2007 ein Exemplar an Mons. James Harvey im Vatikan mit der Bitte geschickt, sie mögen es doch dem hl. Vater überreichen. Oder, wenn die Chance besteht, mir die Möglichkeit geben, dem Papst persönlich mein Buch zu überreichen. Da dort mein Buch wohl auf großes Interesse gestoßen ist, erhielt ich ein Schreiben von James Harvey, dass ich am 5. Dezember 2007 ein Exemplar des Buches Papst Benedikt XVI. während einer Audienz persönlich übergeben darf. Eine große Ehre.

Die Einladung ist für mich ein Beweis dafür, dass im hl. Vatikan die entsprechenden Stellen Interesse an dem Thema „Guadalupe" und den ebenfalls in dem Buch behandelten Themen „Turiner Grabtuch", „Schweißtuch von Oviedo" und „Jesus-Bild von Manoppello" haben.



Bereits vor 18 Jahren berichteten die Gebrüder Fiebag in ihrem „Marienbuch" über dieses Ereignis. Worum geht's und was gibt's für Neuigkeiten zu diesem Thema?

Das Buch der Gebrüder Fiebag habe ich Archiv und auch teilweise vor einigen Jahren gelesen. Doch die Arbeit von Dr. Johannes und Peter Fiebag hatte keinerlei Einfluss auf mein Buch „Nicht von Menschenhand". Lediglich im Nachwort gehe ich in einen kleinen Absatz auf die Spekulationen ein, dass zum Teil auch Außerirdische hinter solchen Wundern vermutet werden. Nur der Vollständigkeit halber.

Das „Wunder von Guadalupe" ist nun mehr als 475 Jahre her. Damals, im Dezember 1531, machte sich der christlich getaufte Azteke Juan Diego (der 2002 von Papst Johannes Paul II heilig gesprochen wurde) auf den Weg in die Kirche. Am 9. Dezember 1531 begegnete er dabei erstmals der Mutter Gottes auf einem kleinen Hügel mit Namen Tepeyac. Heute ist dies die Wallfahrtsstätte von Guadalupe in Mexiko-Stadt; der größte Pilgerort der Welt überhaupt. Die himmlische und wundervolle Frauen-Erscheinung forderte damals vom hl. Juan Diego, dass er zum Bischof Prior Juan Zumárraga (dem ersten Bischof der Neuen Welt) gehe und dort eine Botschaft überbringe. Diese Botschaft bestand in der Forderung der Gottesmutter, dass am Ort ihrer Erscheinung ein Heiligtum zu ihren Ehren errichtet werden solle. Erst nach mehrmaligen Audienzen beim Bischof und weiteren Erscheinungen der hl. Mutter Gottes war es am 12. Dezember 1531 dann soweit: vor den Augen des Bischofs und der anwendenden Zeugen im Bischofssitz in Mexiko-Stadt öffnete Diego seine Tilma (eine Art Poncho der damaligen Azteken) um zuvor im Auftrag der Erscheinung auf wundersame Weise gesammelte Blumen dem Bischof zu zeigen. In diesem Augenblick, so berichten es die Chroniken wie das „Nican Mopohua" (1540 - 1550), erschien auf der Tilma das etwa 125 Zentimeter große Bild der „Jungfrau von Guadalupe".

Das Bild ist nicht mit etwa mit dem Turiner Grabtuch zu vergleichen. Das Bild auf der Tilma aus Mexiko ist wesendlich jünger, wir wissen woher es kommt, wann es entstand und vor allem ist es ein Bild in prachtvollen Farben. Und dieses Bild aus Guadalupe gibt bis heute Rätsel auf, die ich versucht habe in meinem Buch über das Wunder darzulegen. Allein die Tatsache, dass der Stoff noch heute vorhanden ist, ist ein Wunder. Normalerweise hat das Material der Tilma eine Lebenserwartung von maximal 25 Jahren. Das Bild ist jedoch 450 Jahre älter. Auch hätte die Millionen vor dem Bild abgebrannten Kerzen durch ihren Russ und ihr UV-Licht unlängst das Bild zerstören müssen. Gleiches gilt für die Millionen Berührungen des Bildes. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass trotz der Farbenpacht des Madonna-Bildes keinerlei Farbspuren außer den nachträglich aufgemalten Details nachweisbar sind. Solche und viele weitere Details machen das Abbild vom Dezember 1531 zu einem Rätsel. Und: jeder Mexiko-Reisende kann 365 Tage im Jahr das Bild in Guadalupe persönlich besichtigen. Der Vatikan hat das Wunder der Erscheinungen anerkannt und damit auch die Abbildung der Tilma als „Wunder des Himmels" angesehen. Der 12. Dezember, der Tag, als das Bild im Bischofssitz erschien, ist heute in Mexiko ein Natinalfeiertag.

Vorrangiges Ziel meines Buches zum Thema war es, alle Fakten und Aussagen rund um das Thema Tilma von Guadalupe und die Erscheinungen der hl. Gottesmutter in einem Buch klar strukturiert und chronologisch darzustellen. Auch die kritischen Einwände wurden dabei berücksichtigt.

Vermuten Sie auch eine außerirdische Präsenz hinter dem unglaublichen Phänomen?

Nein! – Ich sehe keinerlei Hinweise auf Außerirische bei dem Wunder von Guadalupe.

Hat sich Papst Benedikt XVI. noch mal zu dem Buch geäußert?

Leider bisher nicht. Auch wenn der hl. Vater im Gespräch offensichtlich sehr an dem Buch und dem Thema interessiert war, so habe ich von ihm persönlich keine weiteren Kommentare erhalten. Leider. Wohl aber von anderen Stellen im Vatikan. Mit Sicherheit wird aber 2009 das Interesse am Thema Guadalupe neu entfacht, wenn Papst Benedikt XVI. die Wallfahrtsstätte besuchen wird.

Unterscheidet das Tuch von Guadalupe andere Marienerscheinungsorte? Immerhin haben wir hier ein handfestes Beweisstück. Auch in Hinblick, das der Vatikan Sie als echtes Wunder ansieht und andere Erscheinungsorte bis heute ablehnt.

Guadalupe ist einzigartig in der Welt!

Der Wallfahrtsort ist in Lateinamerika ebenso „kult" wie der hl. Juan Diego und das Abbild der Madonna auf seinem Umhang. An jeder Ecke, in jedem Taxi und jedem Café begegnet man Abbildungen zum Thema Guadalupe. In Mexiko ist es ein nationales Heiligtum und Juan Diego und die Gottesmutter auf dem Tuch sind „Popidole". Als „Mutter Lateinamerikas" bezeichnete beispielsweise Papst Johannes Paul II. die Tilma von Guadalupe. Denn: nach der wundersamen Erscheinung der bis heute nicht erklärbaren Abbildung der Gottesmutter 1831 verbreitete sich die Kunde des Wunders im ganzen Land. So kam es, dass im 16. Jahrhundert Millionen aztekische Indios sich zum Christentum bekehrten. In der Kirchengeschichte ist dies ein einmaliger Vorgang, der zur Geburt der Nation Mexiko maßgeblich beigetragen hat.

So ist es auch kein Wunder, dass 1990 (als Juan Diego selig gesprochen werden sollte) ein Skandal größten Ausmaßes Mexiko erfasste. Abt Guillermo Schulemburg, einst 30 Jahre Vorsteher von Guadalupe, behauptete öffentlich, dass der Seher Juan Diego niemals existiert habe. Die Empörung in Mexiko war unbeschreiblich: Die „Washington Post" verglich es damit, als würden in den USA die obersten Richter die Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung für Erfindungen erklären, die niemals lebten. Und die Zeitung „Independent" aus den USA schrieb: „Das ist, als wolle man an der Existenz Abraham Lincolns zweifeln." Schulemburg stand 1990 ziemlich allein mit seinen Thesen und so wurde Juan Diego von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Es war also ein langer Weg bis zur heutigen Anerkennung des Wunders durch den Vatikan. Beispielsweise hat Papst Benedikt XIV. am 25. Mai 1754 im einen Erlass die Madonna von Guadalupe offiziell zur „Schutzherrin Mexikos" erklärt. Ganz zur Freude der Mexikaner. Und im Unabhängigkeitskrieg führte Mexiko das Abbild der Tilma auf Fahnen mit in die Schlacht bis man 1848 mit den USA den Friedensvertrag schloss – unter dem Abbild der Gottesmutter auf Juan Diegos Poncho. Und am 12. Oktober 1895 wurde dann das Abbild auf Bestimmung von Papst Leo XIII. vom Vatikan gekrönt. Die Wallfahrtsstätte ist heute also anerkannt; anders als viele andere Marien-Orte in der Welt. Und anders als beispielsweise das Turiner Leichentuch ist auch das Abbild der Mutter Gottes für den Vatikan echt und damit eine Art „Zeichen des Himmels".

Heute hat Guadalupe mehr Pilger als Rom, Fatimá oder Jerusalem.

Hat Sie die Arbeit zu diesem Buch besonders beeinflusst?

Ja und nein. Früher hatte ich wenig Interesse an dem Thema Guadalupe. Ich begegnete zwar immer wieder dieser Thematik, doch sie war für mich nie reizvoll genug. Das änderte sich schlagartig, als ich versuchte möglichst viel über das wundersame Abbild in Erfahrung zu bringen. Und im Gegensatz zum Tuch von Turin ist die Tilma offensichtlich kaum außerhalb Lateinamerikas ein Thema! Das war auch ein Grund mit meinem Buch das Interesse an diesem außergewöhnlichen Wunder von 1531 in Deutschland mehr Interessierten Lesern bekannt zu machen.

Ich überlass es voll und ganz dem Leser meines Buches, wie er das Wunder von Guadalupe letztlich beurteilt. Ob von Gott gegeben, von Aliens als Hologramm projiziert (wie ich auch mal las) oder als Fälschung – der Leser muss sich entscheiden.

Das Buch zum Thema: